Unter dem Begriff Strahlentherapie werde n verschiedene Bestrahlungsmethoden mit unterschiedlichen Anwendungsbereichen zusammengefasst:

Externe Bestrahlung

Die bekannteste Form der Strahlentherapie ist die externe, d.h. Bestrahlung von außen. Das Tumorgebiet wird hierbei über einen Zeitraum von etwa 7 Wochen an jedem Wochentag mit dem Ziel bestrahlt, die Krebszellen soweit zu schädigen, dass sie schließlich zugrunde gehen.

Als alleinige bzw. kurative Therapie kann die externe Bestrahlung bei Tumoren im sehr frühen Stadium eingesetzt werden. Die Problematik der externen Bestrahlung besteht jedoch darin, dass die Strahlengesamtdosis auf ca. 70-80 Gy (Gray = Bestrahlungsdosis) limitiert ist, um die Nebenwirkungen an Harnwegen, Blase und Darm zu begrenzen. Deutliche Verbesserungen in Bezug auf die Präzision des Bestrahlungszieles und der Nebenwirkungen wurden mit der 3D konformalen Strahlentherapie erzielt. Ein Bestrahlungsplan wird für jeden Patienten individuell erstellt. Bei der externen Bestrahlung treten vorübergehend Symptome des Harntraktes auf, die nach einigen Wochen wieder verschwinden. Eine Harninkontinenz tritt nach Bestrahlung nur selten auf. Probleme bereitet häufiger der Darm. Sehr selten sind schwere Schädigungen im Enddarmbereich. Die sexuelle Impotenz (33-61%) ist eine Komplikation, die sich erst im Laufe der Jahre entwickelt.

Die Seed-Implantation (permanente Implantation)

Die permanente Brachytherapie (brachy = kurz, also „Kurzdistanzbestrahlung“) oder Seedimplantation ist eine kurative (heilende) und gleichzeitig besonders schonende Form der Strahlentherapie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom. Aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit wird sie immer häufiger als Alternative zur radikalen Prostatektomie, der Totaloperation, eingesetzt. Mit Hilfe spezieller Hohlnadeln werden die Strahlenquellen in Form von winzigen radioaktiven Implantaten (Seeds) bei diesem Verfahren direkt in die Prostata eingebracht. Als radioaktive Quellen werden Iod (I-125) oder Palladium (Pd-103) eingesetzt. Auf diese Weise können deutlich höhere Strahlendosen direkt in der Prostata mit Schonung umliegender Organe verabreicht werden als bei einer externen Bestrahlung. Die Implantate verbleiben in der Prostata und geben die Strahlung langsam abnehmend über mehrere Monate (bei Iod-125 in etwa 12 Monaten und bei Palladium-103 in etwa 3 Monaten) unmittelbar in das Tumorgewebe ab. So wird das Prostatakarzinom allmählich zerstört, ohne dass gesundes Gewebe wesentlichen Schaden erleidet.

Der Vorteil gegenüber der Totaloperation besteht ganz klar in einer erheblichen Minderung der Komplikationen und Nebenwirkungen. Das Auftreten von Inkontinenz liegt nach Implantation der Seeds bei unter 2 %. Die Potenz ist bei mehr als 80 % der Patienten 2 Jahre nach Implantation noch erhalten. Aufgrund später auftretender strahlungsbedingter Schäden sowie dem fortschreitenden Alterungsprozess erhöht sich die Zahl über Jahre hinweg weiter. Fünf Jahre nach erfolgter Seed-Implantation liegt die Rate bei 50 %. Prostatakarzinom-patienten, die sich vor dem 70. Lebensjahr der Seed-Implantation unterziehen, schneiden erfahrungsgemäß besser ab. Zudem eröffnet die Seed-Implantation denjenigen Patienten eine adäquate Alternative zur Totaloperation, die aufgrund ihres Alters oder anderer medizinischer und/oder sozialer Faktoren eine Operation vermeiden möchten.

Afterloading-Therapie (temporäre Implantation)

Bei dieser Form der Brachytherapie wird ein radioaktiver Strahler über Hohlnadeln in die Prostata eingebracht. Der hochenergetische Strahler verbleibt nur eine kurze, nach einem Dosisplan genau berechnete Zeit in der Prostata. Das Afterloading-Verfahren wird 2-3x hintereinander in etwa einem einwöchigen Abstand durchgeführt und meistens mit der externen Strahlentherapie kombiniert. Häufig wird die Afterloading-Therapie bei Prostatakarzinomen im lokal fortgeschritteneren Stadium eingesetzt.

Lesen Sie als nächstes:

<< Die kurativen Therapiemöglichkeiten im Überblick >>

<< 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 >>